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Unter den vielen Wegen zur Annäherung an das Mysterium Angkor erscheint ein Blick aus der Perspektive der ersten Berichterstatter als besonders geeignet.
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Der Chinese Zhou Daguan (auch Chou Ta-kuan) weilte von 1296 bis 1297 als Mitglied einer kaiserlich-chinesischen Delegation in der damalige Hauptstadt der Khmer, Yasodharapura. Vermutlich sollten Optionen zur Erhebung von Steuern oder Förderung des Handels geprüft werden. Nach der Rückkehr nach China veröffentlichte Zhou Daguan die lesenswerte Beschreibung "Bericht von Kambodscha“, in der er lebendig und detailliert Sitten und Alltag in der immer noch reichen Hauptstadt darstellt.
Nach dem Niedergang des Reichs von Angkor ging das Wissen über dessen Existenz nie ganz verloren, zumal Reisbauern sowie Fischer weiterhin in der Gegend lebten und buddhistische Mönche die größten Tempelanlagen, z. B. Angkor Wat, ohne Unterbrechung nutzten.
Bereits im 16. Jahrhundert erreichten portugiesische Missionare die Stadt und brachten Berichte darüber nach Europa. Zwischen 1585 und 1588 erkundete der portugiesische Kapuzinermönch António da Madalena als einer der ersten aus dem Okzident Angkor und berichtete davon dem Historiker Diogo de Couto, der 1614 darüber schreibt.
Louis Chevreul, ein französischer Mönch, erwähnt Angkor in einem Brief von 1668.
1850 war der französische Missionar Charles-Emile Bouvillevaux (1823-1913) für nur 2 Tage nach Angkor gereist. Er publizierte 1858 über die Tempelanlagen. Seine etwas karge Schilderung löste jedoch zunächst kaum Reaktionen aus.
Der immer wieder als Entdecker von Angkor benannte Franzose Mouhot erhob selbst nie den Anspruch, der Entdecker Angkors zu sein. In seinem berühmten Reisebericht von 1868 ("Voyage à Siam ...") zitiert er selbst ausdrücklich aus dem Bericht des französischen Missionars Charles-Emile Bouvillevaux. Dieser war wenige Jahre bevor Mouhout nach Asien aufbrach aus Kambodscha zurückgekehrt.
Adolf Bastian
1826-1905
Im Jahr 1863 geht der deutsche Ethnologe Adolf Bastian nach Kambodscha, um die Ruinen von Angkor zu erforschen.
Er erkannte, dass die mythologischen Wurzeln Angkors nicht im Buddhismus, sondern im Hinduismus liegen mussten. 1864 erreicht er London, um vor der Royal Geographical Society seine Entdeckung von Angkor zu verkünden. Dort erfährt er, dass bereits im Januar 1860 Mouhot Angkor erreicht hatte.
«Ein Werk von Giganten! ... Größer als irgendetwas, was Griechen und Römer uns hinterlassen haben.»
Henri Mouhot
Mouhot startete im April 1858 von London, um in Südostasien unbekannte Pflanzen und Tiere zu finden. Eher zufällig stieß er auf Angkor. Im Jahr 1861 verstarb er während der Reise. Seine einheimischen Reisebegleiter bestattete ihn nicht nach Landessitte - an einen Baum gehängt - sondern nach christlichem Brauch. Danach brachten sie den Nachlass aus dem Dschungel und sorgten dafür, dass die Zeichnungen und Manuskripte nach England verschifft wurden. In London erschienen die Aufzeichnungen im Jahr 1868.
Mouhots postume Reisebeschreibung "Voyage à Siam et dans le Cambodge", in der auch die Ruinen von Angkor dargestellt sind, fand viel Aufmerksamkeit.
Zeichnung von Mouhot: Angkor Wat
Henri Mouhot
1826-1861
Mouhot stößt im Jahr 1860 während einer Forschungsreise auf die Ruinen der Tempelstadt Angkor. Der Franzose ist nicht der erste Europäer, der nach Angkor reist. Aber seine Berichte und Zeichnungen machen die Tempelanlagen in der ganzen Welt bekannt.
Émile Gsell
1838-1879
Gsell, Fotograf der von Doudart de Lagrée geleiteten Mekong-Expedition, zu der auch Delaporte als Zeichner gehörte, fertigte von Juni bis Oktober 1866 vielfältige Fotos in Angkor. Sein Schaffen als Fotograf war sehr vielfältig.
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Die ersten Fotografien von Angkor machte 1865 der Schotte John Thomson (1837-1921).
"Die Realität übertrifft den schönsten Traum"
L. Delaporte
Mit der von eigener Hand reichlich, künstlerisch und beeindruckend illustrierten Monographie "Voyage au Cambodge. L'Architecture khmer", Paris, 1880, legte Delaporte einen der Grundsteine zur Erforschung der Kultur der Khmer.
Zeichnung von Delaporte: Angkor Thom, Teil der Elefantenterrasse
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Während der Pariser Weltausstellung von 1878 werden erstmalig 70 Originale aus Angkor mit sensationellem Erfolg (zur Pariser Weltausstellung 1867 standen "nur" Abgüsse von Teilen von Tempeln aus Angkor zur Verfügung) gezeigt. Die Originale wurden unter der Leitung von Delaporte geborgen, transportiert, verschifft und ausgestellt.
oben:
Teil der Elefantenterrasse, wie sie der Verfasser am 08.11.2013 sah.
rechts:
Zeichnungen der Elefantenterrasse von der Hand Delaportes; die Hingabe des Forschers an die Entdeckung "verführte" ihn zu falscher Darstellung des Umfelds der Terrasse - diese liegt nicht an einem Gewässer, sondern an der westlichen Seite der Nord-Süd-Hauptstraße von Angkor Thom - und mit Sicherheit waren die Skulpturen der Elefanten nicht so gut erhalten wie gezeichnet. Auch von den beiden Bauwerken existierten 1866, so wie heute, nur die Grundmauern; sehr groß ist allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass die Anmutung der Realität vor Jahrhunderten den Zeichnungen entsprochen hätte. Vielleicht ging es schlicht darum, in der Öffentlichkeit für weitere Forschungen zu werben.