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Diese Version der Sage begegnete dem Verfasser bei Recherchen als erste
Einst lebte ein reicher König namens Mahabali. Dieser wurde auf Grund seines Reichtums überheblich gegenüber jedermann und verlor, was sicher das Schlimmere war, seine Gottesfurcht. Er hielt sich für allmächtig und nichts könne ihn aufhalten.
Das kam Vishnu zu Ohren und er nahm daran Anstoß.
Da es für Vishnu offensichtlich kein Problem ist, sich zu verwandeln [von dessen zehn Inkarnationen gibt es in den Bildergalerien dieser Homepage den Eber (Varaha)], nahm er die Gestalt eines Zwerges mit Namen Vamana an und ging zum König.
Dieser nahm den Zwerg freundlich auf, so dass er ohne Umschweife dem Reichen eine Bitte vortragen konnte: Der Zwerg bat um Land.
Das kam dem Reichen vermutlich gut zu Pass (im Hinduismus ist es gute Sitte, dass Wohlhabende – möglichst täglich – Armen etwas abgeben von ihrem Glück/Reichtum; angesichts der Beinlänge eines Zwergs ist der Vermögensabgang gut zu verschmerzen), er gewährte die Bitte und setzte als Bedingung, dass er so viel Land vergibt, wie der Zwerg mit drei Schritten ausmessen kann.
Der Zwerg nahm die Bedingung an und beide schienen zufrieden zu sein.
Das Abschreiten begann.
Mit dem ersten Schritt maß Gott Vishnu die gesamte Erde aus. Der König erschrak und wollte die Abmachung rückgängig machen.
Mit dem zweiten Schritt maß Vishnu den gesamten Himmel aus und fragte, wohin er den dritten Schritt setzen solle. Der König hatte inzwischen nicht nur seinen Fehler, sondern auch Vishnu erkannt und bat diesen, dass er den letzten Schritt auf sein Haupt setzen solle als Zeichen des nun wiederhergestellten Respekts vor den Göttern.
Die Vielschichtigkeit dieser Vishnu-Geschichte ist köstlich. Leider kennt der Verfasser nur den hier wiedergegebenen Kern. Vermutlich bringen die Ausschmückungen der „Langfassung“ noch weitere Aspekte zum Vorschein.
Variante der Jaina
Einst erschlich sich ein böser Mann das Vertrauen eines Königs und konnte diesen überreden, für vier Monate selbst König zu sein. In dieser Zeit wollte er Regeln einführen, die gegen die gültigen Regeln der Jaina verstoßen hätten. Diese Absicht erkannten die Jaina Shravaks und Shravikas, so dass sie Vamana konsultierten.
Vamana sagte zu einzugreifen, denn die Regeln müssen eingehalten werden.
Während der König eine Puja (Gottesanbetung) praktizierte, ging Vishnu in Gestalt des Zwerges Vamana zu diesem und der temporäre König fragte, weil es Sitte ist am Ende einer Puja an die Anwesenden etwas zu verschenken, was der Zwerg wolle.
Vamana sagte, dass er drei Schritte Land haben möchte.
Der König willigte ein.
Daraufhin wuchs Vamana so stark, dass er mit einem Schritt die Erde umrundete und mit dem zweiten den Himmel erreichte.
Nun bemerkte der böse Kurzzeit-König seinen Fehler und in Scham beugte er seinen Kopf nach unten für den dritten Schritt des Vamana.
Eine Variante der Hindus (Quelle: Bhagavata Purana)
König Mahabali war großzügiger Mann und engagierte sich in schweren Entsagungen sowie Buße
Dadurch gewann er das Lob der Welt.
Dieses Lob seiner Höflingen und anderer Personen führten dazu, dass Mahabali von sich dachte, dass er der größte Mensch der Welt ist. So nahm er zum Beispiel an, er könne jedem, der ihn bittet zu helfen, schenken, was dieser wolle. Über diese wohlwollende und beachtenswerte Tätigkeit vergaß er, dass der Allmächtige über ihm ist. Die Autorität des Indra über den Himmel geriet in Gefahr.
Das Dharma, die hinduistische Ethik, enthält auch die Pflicht, anderen zu helfen, insbesondere wenn man ein König ist. Andererseits steht die Gottesfurcht über allem.
Es musste gehandelt werden.
Vishnu in Gestalt des Vamana, in der Hand eine Holzplatte als Regenschirm, ging zum König Mahabali und bat um drei Schritte Land für eine Feuerstelle.
Mahabali stimmte gegen die Warnung seines Gurus zu.
Daraufhin offenbarte Vamana seine Identität und vergrößerte sich zu gigantischen Ausmaßen, so dass er über die drei Welten schreiten konnte.
Er trat vom Himmel zur Erde mit dem ersten Schritt und von der Erde in die Unterwelt mit dem zweiten.
König Mahabali, unfähig, sein Versprechen zu erfüllen, bot seinen Kopf für den dritten Schritt.
Nun setzte Vamana seinen Fuß auf des Königs Kopf und gab ihm Unsterblichkeit für seine Demut.
Andere Texte berichten, dass der König nicht in die Unterwelt musste, sondern auf Bali eine Herrschaft errichten durfte.