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Konark / Legenden um den Sonnentempel

Historische Betrachtung zur Tempelgründung

 

Seit der Zeit von Mahammad Ghori wurde Orissa mehrere Male von den Moslems übergefallen, aber die Hindu-Könige von Orissa konnten ihnen für eine längere Periode standhalten. Dabei war den Hindus bewusst, dass es ihnen auf Dauer unmöglich sein würde, sich mit solch einer Krieger-Nation anzulegen und sie dauerhaft aus ihrem Land Orissa zu vertreiben. Dennoch setzten sie die Abwehr fort und erreichten so, dass die muslimische Besetzung Orissas um etwa zwei Jahrhunderten verzögern wurde.

Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, als die Moslems den kompletten Norden Indiens und die meisten Teile des benachbarten Bengalens erobert hatten, gab es kaum eine Macht, die ihren Siegeslauf stoppen konnte, so dass der Hindu-König von Orissa annahm, dass sein Reich auch bald von ihnen überfallen sein würde. Zu dieser Zeit begann Narasimhadeva eine Offensive gegen die muslimischen Eroberer.

Nach dem Tod Sultans Iltutmish im Jahr 1236 u. Z. blieb der Thron Delhis für Wochen unbesetzt, bis zur Nachfolge durch Nasiruddin Mahammad, der Tughan Khan zum Gouverneur von Bengalen ernannte. Im Jahr 1243 kam es bei Katasin zu einem schweren Gefecht zwischen der moslemischen Armee unter Tughan Khan und Narasimhadeva. Tughan Khan verlor und flüchtete. Der Kampf brachte schwere Verluste an Menschenleben.

Der Sieg von Narasimhadeva in diesem Krieg erhöhte sein Prestige in den Augen der zeitgenössischen Hindu-Könige enorm. Um das zu untermauern sollte ein Tempel gebaut werde. Der Schrein sowie ein Siegesdenkmal (Kirti-Stambha) sollten gemäß seinem königlichen Status und Prestige ausgeführt werden.

 

 

 

Der Anlass für den Tempelbau an diesem Platz

 

Die Schönheit des Sonnenaufgangs und das Tosen des nahen Meeres bezauberte Narasimhadeva seit seiner frühen Kindheit. Der Fluss Chandrabhaga, der heute ausgetrocknet ist, floss früher in etwa eineinhalb Kilometer Abstand an der nördlichen Seite des Tempels und ergoss sich danach ins Meer. An seinen Ufern lagen lebensvolle Städte und wichtige Handelszentren. Dieser Handel wurde über den Seeweg mit fremden Ländern fortgesetzt. Zu dieser Zeit gab es keinen besseren Kommunikationsweg als einen Fluss.

Narasimhadeva zog diesen Ort für seinen geplanten Tempel nicht nur vor, weil er auf dem Fluss das Baumaterial transportieren konnte, sondern weil ihm auch die heilige Bedeutung des Platzes bekannt war.


Zum Platz gibt es eine interessante Legende: Samba, der Sohn von Gott Krishna, zog sich das Missfallen von Narada, dem Weisen und Götterboten, zu. Der rächte sich, indem es Samba mit Lepra quälte. Letztendlich stellte sich heraus, dass Samba unschuldig war und es wurde ihm geraten, zwölf Jahre lang Buße im Maitreyi-Wald auszuüben, indem er Surya, den Sonnengott, erfreut, so dass dieser ihn von seiner Krankheit heilen würde. Er handelte entsprechend der Empfehlung und nach Ablauf des zwölften Jahres erschien ihm der Sonnengott und bat um Benennung seiner zwanzig verschiedenen Namen.

Am nächsten Morgen nahm Samba ein Bad im Fluss Chandrabhaga. Dabei kamen seine Hände im Wasser mit etwas in Berührung.

Er nahm es sofort hoch und sah eine Statue von Surya, der auf einem Lotus-Sockel steht und zwei Lotusblüten in seinen beiden Händen trug. Er trug das Bild in seine Behausung und stellte es dort in einen Tempel, den er zuvor gebaut hatte. Aus diesem Tempel entwickelte sich der heutige Sonnentempel. Es verging noch einige Zeit bis Samba durch weitere Gottesverehrung vollständig geheilt wurde.

 

Ergänzend zu dieser Legende gibt es eine mit dieser verknüpfte: man glaubt, dass es in der Nähe des Sonnentempels einen Weiher gab, in dem der Raghab-Fisch sofort angeschwommen kam, sobald König Narasimhadeva einen Stein ins Wasser warf. Als die Göttin Dhama das hörte, fühlte sie sich gestört. Sie unterbreitete Sivai Santra den Vorschlag, einen Tempel zu bauen, indem sie Steine von den Seiten fallen ließ. Auf diese Weise, so glaubt man, ist der Sonnentempel gebaut worden.

Neben der Heiligkeit des Platzes und dessen günstigen Bedingungen durch den Fluss, war es wohl die Nähe des ewig brüllenden majestätischen Meeres, das eine zusätzliche Anziehungskraft auf sie ausübte.

 

 

 

Der Baumeister und sein Sohn

 

Die Eigenschaften des Baugrundes, auf dem der Tempel aufgestellt werden sollte, waren für die vorgesehene Größe des Bauwerks von Anfang an sehr schlecht. Der mit den Arbeiten beauftragte Oberbaumeister, Bishu Maharana, befürchtete, dass der Tempel umkippen könne. Unter großen Schwierigkeiten erreichte er dennoch, dass die Bauarbeiten fortgesetzt wurden, weil es ohnehin keinen anderen Weg gab: der Tempel musste an diesem heiligen Platz errichtet werden.

Darüber hinaus gab es einen Vertrag zwischen dem König und den Arbeitern, der besagt, dass keinem erlaubt ist die Baustelle zu verlassen, bis der Tempel vollendet ist.

Die Bauarbeiten gingen also irgendwie weiter und es näherte sich ihrer Vollendung, Plötzlich ergaben sich Schwierigkeit beim Befestigen der Spitze des Tempelturms an dessen vorgesehener Stelle.

Zu diesem Zeitpunkt kam Dharmapada, der Sohn des Oberbaumeisters, um seinen Vater kennenzulernen, da dieser seit langem von zu Hause weg war. Dharmapada wurde einen Monat nach der Abreise seines Vaters geboren. Seit dem waren zwölf Jahre vergangen.

Dharmapada traf seinen Vater, begleitete ihn bei der Arbeit und bemerkte, dass er, der Oberbaumeister von bestimmten Problemen bedrängt war. Obwohl Bishu froh war, seinen Sohn zu sehen, konnte er vor diesem nicht verbergen, dass er unfähig ist, die Turmspitze, den Kalasa, richtig zu befestigen. Er sagte: "Mein Junge, die Bauarbeiten sind fast abgeschlossen bis auf die Schwierigkeiten mit der Spitze. Wenn es uns nicht gelingt, innerhalb einer angemessenen Zeit eine Lösung zu finden, wird der König uns die Köpfe von unserem Körper trennen lassen".

Das hörte der Junge und ging sofort nach oben an die Spitze und entdeckt den Fehler in der der Arbeit.

Der Fehler wurde sofort behoben und die Spitze kam an die geplante Position.

Die Bauarbeiten wurden abgeschlossen, aber die Steinmetze und Maurer hatten Angst um ihr Schicksal, wenn der König kommt, um alles über die Arbeiten zu erfahren. Angst davor, dass er sicher denken wird, dass sie ihren Aufgaben nicht richtig erledigt haben, weil ein kleiner Junge das in sehr kurzer Zeit tat.

Der Junge wurde von diesen Überlegungen sehr erschüttert und beging von der Spitze Selbstmord, um alles Geschehene zu vertuschen.


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© Lothar Rehle / Erstveröffentlichung: 01.06.2013 /

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